Test – Real Racing 3

Real Racing 3

Knapp 65 Stunden habe ich Real Racing 3 mittlerweile gespielt. Zeit für ein Fazit.

Vorgeschichte

Meine Rennspiel-Vorgeschichte passt ziemlich perfekt zu „Real Racing 3“. Ich bin mit Project Gotham Racing in verschiedenen Inkarnationen „groß“ geworden, zuallererst auf der Dreamcast. Ich bin es also mehr als gewohnt, eine virtuelle Währung zu „erfahren“. Bei PGR waren es die „Kudos“ die man für die vorderen Plätze in Straßenrennen oder längstmögliches Fahren durch Hütchen erhielt – verbunden mit durchdrehenden Reifen (das, was man heute Gymkhana nennt). Ein Grund, warum ich mich nach ein wenig Einspielzeit und dem Kauf meines zweiten Autos in RR3 sofort zu Hause fand.

Aus dem gleichen Grunde war mir aber auch ein entscheidendes Detail bekannt – wer mit Fahrhilfen unterwegs ist, kann nicht driften, und da die Drift-Punkte in PGR Multiplikator-bestimmt waren, sprich mit der Zeit exponentiell wuchsen, war Driften ab einem gewissen Punkt wichtiger, als eine schnelle Zeit hinzulegen.

Oh Hilfe

Der erste Schritt bei Real Racing 3 war für mich demnach, Fahrhilfen zu deaktivieren, etwas worauf das Spiel lediglich in EINEM der vielen, mit Aufforderung zum Aufrüsten des Fahrzeugs durchsetzten Wartebildschirmen, hinweist. Aber selbst dann ist es eher eine dezente Aufforderung. Soweit ich mich erinnern kann „Wenn Du eine größere Herausforderung suchst, deaktiviere die Fahrhilfen“.

Dies ist, mit Verlaub, die Untertreibung des Jahrhunderts. Mit aktivierter Brems- und Schalthilfe sowie ABS braucht man gar nicht erst davon zu träumen, einen Platz in den Top 10 zu erreichen. Die „Herausforderung“ ist zudem gleich Null. Um genau zu sein muss man nur noch lenken, denn es ist unmöglich, irgendwie aus einer Kurve zu fliegen. Der Computer schaltet frühzeitig herunter und drosselt somit den Vortrieb, zudem bremst er automatisch in die Kurven. Überholen unmöglich.

Dies führt meiner Auffassung nach dann sicherlich dazu, dass eine Vielzahl der RR3-Spieler auf dieser Erde zu keinem Zeitpunkt jemals auch nur ansatzweise eine Chance haben, OHNE den Kauf von R$ oder Gold in den ersten Rennen einer jeden Rennserie einen Podestplatz zu erreichen. Hier könnte ich dann auch meine ausschweifende Kritik noch vor der Veröffentlichung des Spiels stehen lassen – durch die ständige Aufforderung, den Wagen aufzurüsten, wird der Spieler sicherlich dazu genötigt, echtes Geld für eben diese Aufrüstung auszugeben. Denn ohne das Deaktivieren von Fahrhilfen landet er in jedem Rennen auf Plätzen, die lediglich genug R$ für die nachfolgende Reparatur des Fahrzeuges hergeben. Die Beschädigung ist nämlich gewiss, fahren doch die Computergegner mit Freuden links und rechts in die eigene Fahrzeugseite.

Mea Culpa

Dennoch möchte ich mich auf diesem Wege bei den von mir kritisierten Autoren entschuldigen, denn wenn ich behaupten würde, dass ich KEINEN Heidenspaß hätte an diesem Spiel, so müsste ich lügen. Dazu gehören zum einen die Jungs von TouchArcade und zum Anderen sicherlich auch Alex Olma vom iPhoneblog. Er hat mit seiner Einschätzung zum Spiel im Nachhinein betrachtet eigentlich genau ins Schwarze getroffen, jedenfalls was mich betrifft.

Denn die Rechnung von Electronic Arts/Firemonkeys geht auf. War ich den bisherigen Inkarnationen von Real Racing für die man bares Geld hinlegen musste bisher immer fern geblieben (die Ausnahme war die Gratis-Version „GTI Racing“) so hänge ich nun vollständig im Spiel. Leider nur halt ohne dass ich wirklich Geld ausgebe und deshalb habe ich wohl (leider) trotzdem irgendwo Recht. Wenn das Spiel für EA nicht ein absoluter Schlag ins Wasser ist, sprich Geld produziert für die Firma, dann nur durch den Umstand dass sie dem Spieler verheimlichen, dass er im Spiel schneller vorwärts kommt, indem er die Fahrhilfen deaktiviert. Ich verweise hier auf obigen Screenshot – die zwei Mal 100% in den ersten beiden Serien habe ich ohne die Verwendung eines einzigen Goldstücks erreicht.

Trotzdem agierten die Firemonkey schlau – durch „Time Shifted Multiplayer“ werden die realen Fahr-Ergebnisse anderer Spieler manipuliert. Die Unfairness der Tatsache, dass man sich Fortschritte erkaufen kann, und sein Fahrzeug durch das Ausgeben von Gold in Regionen tunen kann, die andere Fahrer die kein Gold ausgeben wollen oder können nicht erreichen können, wird somit im Prinzip ausgehebelt.

Wahrnehmungsverschiebung

Ich habe es mit meinem Bruder, der auf einem iPhone 4 gespielt hat, ausgetestet. Er hat auf einer Rennstrecke eine Zeit gefahren – nur EINE Zeit. Eine einzige. Nicht mehr – nicht weniger. Direkt nachdem ich die Benachrichtigung erhielt, dass er vorgelegt hatte, bin ich „gegen ihn“ gefahren. Oder halt, eigentlich eher nicht gegen ihn. Gegen irgendwas, nur nicht das was mein Bruder vorgelegt hat. Weder der Fahrstil „seines“ Fahrzeuges neben mir auf der Strecke war das, was er selbst hingelegt hatte, noch die Zeit, die sein Fahrzeug am Ende erzielte. Ein direktes, erneutes Fahren der gleichen Strecke ergab eine weiterhin gänzlich andere Zeit – dieses Mal ohne dass ich auch nur in seiner Nähe gefahren wäre, so dass eine direkte Einflussnahme durch mein Fahrzeug unmöglich war.

Ergo bedeutet dies, dass man im Endeffekt immer gegen „seine Freunde“ fahren kann, ohne dass man gezwungener Maßen wirklich gegen deren reale Fahrkünste fährt. Dies führt aber dann auch dazu, dass das Ergebnis der eigenen Fahrten in wilden Extremen vom Losglück abhängig ist. In einer späteren Rennserie habe ich Testweise 5 Gold ausgegeben, um ein Fahrzeug mit einem besseren Motor auszurüsten. Der Effekt war gleich Null – die Gegner, die gegen mich fuhren, waren weiterhin fast unschlagbar. Das Führungsfahrzeug beendete nach zwei Runden das Rennen um mehr als 30 Sekunden vor mir – für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Klar, vielleicht existiert wirklich ein Fahrer irgendwo in Taiwan der dieses Rennen hingelegt hat, mein Gefühl geht aber eher in die Richtung dass wenn man nicht in einer gewissen Art und Weise relativ früh in die Nähe der vorderen Fahrzeuge kommt, um diese zu beeinflussen, so ist es möglich dass bereits nach kürzester Zeit die vordersten Wagen uneinholbar davon fahren.

Als Resultat beendet man einfach dieses Rennen, fährt ein Anderes, und kehrt irgendwann wieder zu diesem Rennen zurück – und hat dann eventuell besseres „Losglück“ und bekommt Fahrer zugewiesen (oder eine Approximierung durch den Server der das Time Shifting berechnet) die man besiegen kann. Ganz ohne jegliches „Verschwenden“ von Gold.

Fazit

Für mich ist Real Racing 3 ein wahres Geschenk. Wo ich früher ohne Weiteres 50 Euro für PGR oder dessen Nachfolger (MSR, MSR2 etc. pp.) hingelegt habe, bekomme ich heute das Spiel geschenkt. Als alter „World of Warcraft“- und „Ultima-Online“-Veteran ist es für mich ganz normal, mir Gegenstände, in diesem Fall neue Fahrzeuge und Aufrüstungen, durch „grinden“ zu erarbeiten. Das Spiel ist, so man denn die Fahrhilfen deaktiviert, fair. Es ist völlig unnötig, auch nur einen R$ oder gar Gold für echtes Geld zu kaufen. Mit dem Wissen das ich habe kann ich dem Spiel deshalb nur eine Höchstnote zukommen lassen, insofern man es auf einem iPad oder äquivalent großem Bildschirm spielt, in meinem Fall ein Mini, oder einem Gerät mit mindestens 4,5 Zoll großen Bildschirm, wobei das Gerät mit einem ausreichend guten Grafikprozessor ausgestattet sein sollte. Auf einem iPhone 4(S) ist meiner Auffassung nach viel zu wenig zu erkennen, um das Spiel sinnvoll spielen zu können – eventuell hilft hier die Ausgabe über Airplay auf einen Fernseher. Auf meinem Galaxy Nexus konnte ich hingegen nur vernünftig spielen, weil ich die richtigen Einlenkpunkte und die Kies- und Sandgruben bereits vom iPad mini her kannte. Die Grafik ist auf dem Nexus so grottenschlecht und langsam dass man bei einem elendigen Geruckel bereits wieder geradeaus lenken muss zu einem Zeitpunkt, wo das Gerät noch Kurvenfahrt anzeigt. Es befinden sich viel zu viele Fahrzeuge für das Gerät auf dem Bildschirm – für das Nexus wäre die Beschränkung auf wenige Gegner wie bei Real Racing 1 sinnvoll gewesen. Streckenmarkierungen bekommt man auf dem Nexus erst in unmittelbarer Nähe des eigenen Wagen zu sehen, der Rückspiegel fehlt völlig, statt dessen muss man die Kamera über einen zentral oben in der Mitte platzierten Button auf die Rückansicht umstellen – vollkommen unmöglich zu bedienen.

Ich werde das Spiel weiterhin spielen und mit einem Langzeittest begleiten. Darin dann auch Tipps wie man am besten einkauft und wie sich das Spiel in späteren Stufen entwickelt. Mehr dazu in einem folgenden Posting.

 

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2 Antworten

  1. Schönes Fazit. Ich mag Langzeittests.

  1. 05. 09. 2013 | 23:07

    […] – das Spiel wird nicht schwerer oder einfacher, wenn man Gold-Autos hat. Denn wie ich bereits im Test zum Spiel geschrieben hatte, passt das Spiel je nachdem was man gekauft hat die Schwierigkeit der […]